Erfolgsgeschichten der Akustik mit Émilie Carayol
1/ Wie können Architekten und Akustiker erfolgreich zusammenarbeiten, um die gewünschten akustischen Ergebnisse zu erzielen?
Eine wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen Architekten und Akustikern würde bedeuten, der Frage nach dem geeigneten Raumvolumen von vornherein besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Es geht darum, architektonische Konzepte und akustische Anforderungen von Anfang an miteinander zu verknüpfen, um eine nahtlose Integration zu gewährleisten, anstatt sie als voneinander getrennte Elemente zu behandeln.
2/ Welchen Herausforderungen begegnen Akustiker bei der Gestaltung optimaler Akustikbedingungen in verschiedenen Umgebungen und Räumen?
Manchmal können notwendige akustische Maßnahmen mit architektonischen Konzepten kollidieren. Wir bemühen uns, harmonische Lösungen zu finden, indem wir zum Beispiel akustische Mittel mit thermischen oder Beleuchtungselementen kombinieren, anstatt sie als separate Elemente zu behandeln. Auf diese Weise entsteht ein einheitliches Gesamtbild.
Ein neues Klangerlebnis mit Julian Treasure
1/ Welche innovativen Ansätze schlagen Sie vor, um traditionelle Normen in der Bauakustik zu überwinden?
Zu den innovativen Ansätzen in der Bauakustik gehört der Einsatz neuer Materialien, die eine ganz neue Art der akustischen Gestaltung ermöglichen, sodass Räume entstehen, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind. Darüber hinaus kann die Integration von hochwertigen Soundsystemen, die auf bestimmte Umgebungen, wie z. B. Krankenhäuser, zugeschnitten sind, sich besonders positiv auf das Ergebnis auswirken. Um ein angenehmes Hörerlebnis zu gewährleisten, das die betreffende Umgebung perfekt ergänzt, ist es wichtig, der Klangqualität einen höheren Stellenwert zuzumessen als dem Kostenfaktor. Will man erreichen, dass die Menschen sich in bestimmten Umgebungen, wie z. B. Büros, wieder wohlfühlen, ist dies von entscheidender Bedeutung.
2/ Welche Rolle spielt Musik bei der akustischen Gestaltung?
Studien haben ergeben, dass ein Drittel aller Menschen Musik nicht mag. Daher ist es wichtig, gut abzuwägen, ob der Einsatz von Musik in der jeweiligen Situation passend ist – insbesondere im Einzelhandel, wo man die Kunden keinesfalls verärgern möchte. Wie sinnvoll das Abspielen von Musik in Büroumgebungen ist, hängt von den jeweiligen Teams und deren Aufgaben ab. Kreative Teams zum Beispiel können von der anregenden Wirkung der Musik profitieren, in anderen Abteilungen wiederum kann sie eine zu große Ablenkung darstellen. Hier können biophile Klänge eine Lösung bieten, denn diese empfindet kaum jemand als störend. Man erzielt zudem eine höhere Akzeptanz, wenn man die jeweilige Personengruppe beim Entscheidungsprozess hinsichtlich der akustischen Gestaltung miteinbezieht und Wahlmöglichkeiten anbietet. Zwingt man Menschen Musik auf, ohne sie vorher zu fragen, kann dies zu Unmut führen, denn häufig wirkt Musik genauso ablenkend wie andere Geräusche. Daher gilt es im Vorfeld genau zu überlegen, ob der Einsatz von Musik in der jeweiligen Umgebung, für die Menschen, die dort arbeiten, und die Art der Aufgaben, die sie erledigen, sinnvoll und angemessen ist.
3/ Wie wird sich künstliche Intelligenz auf die Branche auswirken?
Im Bereich der Musikproduktion macht die künstliche Intelligenz (z. B. Programme wie Suno) große Fortschritte, ähnlich wie beim Verfassen von Texten. Es könnte schon bald möglich sein, mithilfe von KI-Tools Musik zu kreieren, die auf bestimmte Räumlichkeiten und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Auf der Grundlage der richtigen Eingabewerte könnte KI auch die Klangkulisse in einem Gebäude regeln und so das Nutzererlebnis verbessern. Insgesamt bietet die künstliche Intelligenz ein enormes Potenzial für umwälzende Veränderungen in der Branche.
4/ Glauben Sie, dass Architekten in Zukunft eine größere Rolle bei der Gestaltung der Raumakustik spielen können oder werden, sodass weniger künstliche Nachbesserungen stattfinden müssen?
Architekten können von Anfang an eine größere Rolle bei der Gestaltung der Raumakustik spielen und so die Notwendigkeit zusätzlicher akustischer Maßnahmen zu einem späteren Zeitpunkt verringern. Bei diesem Ansatz wird die Akustik nahtlos in das Gebäudedesign integriert, wodurch das gesamte sensorische Erlebnis und das Wohlbefinden verbessert werden. Durch die frühzeitige Einbeziehung von Akustikern in die Planung können Räume geschaffen werden, die auf natürliche Weise gut klingen. Das ist besser, als sich auf künstliche Nachbesserungen nach dem Bau zu verlassen.
Harmonisierung von Räumen mit Maarten Hornikx
1/ Gibt es für die Bestimmung der Schallabsorption, abgesehen von der Messung im Impedanzrohr und dem Hallraumtest, noch andere Testoptionen, mit denen wir die Schallabsorption eines Materials überprüfen können?
Bei den von Ihnen genannten Tests handelt es sich um zwei Labortests, die allgemein als die gängigsten und standardisierten Methoden anerkannt sind. Beide sind effiziente Lösungen zur Quantifizierung der Schallabsorption von Materialien. Zusätzlich könnte es allerdings von Vorteil sein, Messungen vor Ort durchzuführen, bei denen das Material in seiner tatsächlichen Umgebung angebracht ist. Es gibt diverse Methoden, um die Schallabsorption an Ort und Stelle zu überprüfen. Beispielsweise kann dies mithilfe solcher Geräte erfolgen, wie sie unter dem nachstehenden Link erhältlich sind: https://www.4silence.com/sonocat-instant-accurate-insight/
2/ Was sind die häufigsten Problemstellungen, mit denen Architekten bei der Gestaltung im Hinblick auf die Akustik konfrontiert werden, und wie können sie diese bewältigen?
Ich bin der Ansicht, dass es für Architekten unabdingbar ist, die Akustik von Anfang an in den Entwurfsprozess zu integrieren. Dies kann entweder durch die Architekten selbst oder, gleich in der Anfangsphase der Planung, durch die Einbeziehung von Fachleuten geschehen. Dieser Ansatz ermöglicht es, bei wichtigen Design-Entscheidungen in Bezug auf die Dimensionen/Formen von Räumen, die Funktionalität von Bereichen und die primäre Auswahl von Materialien den Akustik-Aspekt mit einzubeziehen. Wenn man sich frühzeitig mit typischen akustischen Herausforderungen auseinandersetzt, wie z. B. der übermäßigen Verwendung von Glas, die zu hohen Nachhallzeiten und dem Auftreten von stehenden Wellen oder Flatterechos führt, oder offenen Räumen, in denen mehrere Funktionen abgedeckt werden sollen, können potenzielle Probleme über den gesamten Planungsprozess hinweg effektiv bewältigt werden.
3/ Wie können Architekten akustische Materialien effektiv in ihre Entwürfe integrieren, ohne die Ästhetik zu beeinträchtigen?
Für Architekten ist es bei der Wahl der Materialien äußerst wichtig, dass die Ästhetik zu ihrer Vision passt. Bei der Gestaltung sollte jedoch die Funktionalität an erster Stelle stehen. Wenn sich die Akustik nicht für die vorgesehene Nutzung eines Bereichs eignet, kann es notwendig sein, Kompromisse bei der Funktion einzugehen (z. B. die Nutzung eines Atriums für Besprechungen zu vermeiden). Für akustische Probleme sollten Lösungsmöglichkeiten überprüft werden, bei denen keine größeren Kompromisse erforderlich sind. So lässt sich beispielsweise unter den Gehwegen Schallabsorption anbringen, statt Veränderungen an den Glaswänden vorzunehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Akustikern ist von entscheidender Bedeutung. Den Herausforderungen der Bauakustik kann durch fachliche Erörterung der Materialoptionen und der Zonierung von Räumen wirksam begegnet werden.
4/ Gibt es Forschungsergebnisse über Nadel- bzw. Wollfilze, insbesondere zu Unterschieden in der Zusammensetzung und Härte zwischen Nadelfilz, der in der Regel dichter und härter ist, und handgefertigtem Filz, der in der Regel offener und weicher ist?
In der Regel ist Nadel-/Wollfilz ein offenporiges Material, dessen akustisches Verhalten durch gute Schallabsorption besticht. Je dichter das Material ist, desto geringer ist seine Fähigkeit Schall zu absorbieren. Es ist nicht ganz leicht zu ermitteln, ob eine Fertigung von Hand zu Unterschieden führt, aber ich gehe davon aus, dass handgefertigte Produkte nur schwer die hohe Dichte der industriellen Produktion erreichen können und sie deshalb möglicherweise eine höhere Schallabsorption erreichen.