Erkenntnisse und Erfahrungen zu KI mit Leo Stuckardt
1/ Haben Sie den Einsatz künstlicher Intelligenz in Erwägung gezogen? Und falls ja, bezog sich das dann nur auf die Entwurfsphase oder haben Sie auch schon einmal erwogen, sie für Fassaden oder als Teil eines bereits fertig entwickelten städtebaulichen Projekts zu verwenden?
In diesem Fall arbeiten wir bezüglich spezialisierter Systeme, z. B für Energieprojekte und Fassadendesign, mit Partnern, Fachhändlern und Herstellern zusammen, da hier Fachkenntnisse erforderlich sind, die über unsere Möglichkeiten beim Prototyping hinausgehen. Wir entwickeln oder betreiben solche Systeme nicht selbst, sondern arbeiten mit externen Experten und Konsortien zusammen, um unsere Ziele zu erreichen.
2/ Was würden Sie Architekten raten, die KI in ihre Arbeit einbeziehen möchten, aber Bedenken bezüglich des Lernaufwands und eventueller Stolperfallen auf diesem Gebiet haben?
Die Technologielandschaft entwickelt sich zügig weiter, daher empfehlen sich die folgenden zwei Herangehensweisen:
- Bewahren Sie sich eine breite Perspektive. Legen Sie sich nicht zu intensiv auf bestimmte Technologien fest, da die Entwicklung rasant voranschreitet. Wichtiger ist die Fähigkeit, neue Technologien schnell aufnehmen und umsetzen zu können, also eher eine Art Hacker-Mentalität. Auch wenn das Verständnis der zugrundeliegenden Prinzipien oder der grundlegenden Terminologie, wie z. B. der Mathematik in der KI, wertvoll sein kann, sollten Sie sich auf die Aneignung übertragbaren Wissens konzentrieren und nicht auf eine tiefe Spezialisierung.
- Wenden Sie erlernte Techniken aktiv an: Lernen ist am effektivsten, wenn das Erlernte unmittelbar zur Lösung realer Aufgaben angewendet wird. Verlassen Sie sich nicht nur auf Tutorials oder hypothetische Fallstudien, sondern beschäftigen Sie sich mit praktischen Projekten, um ein tieferes Verständnis für neue Tools und Technologien zu erlangen.
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1) Haben Sie Tipps zum Formulieren eines guten Prompts? Was sollte man tun, was besser nicht?
Das Verfassen von Prompts ist ein ebenso faszinierendes wie komplexes Unterfangen. Der entscheidende Punkt ist, die Prompts zunächst einfach zu halten und dann durch schrittweises Ausprobieren weiterzuentwickeln. Man beginnt am besten mit kurzen Sätzen und testet die Wirkung jedes einzelnen Wortes. Dann kann man mit Modifier-Parametern herumspielen, wie sie über Tools wie Midjourney zu bekommen sind. Es ist wie ein wissenschaftliches Prinzip: Probieren, beobachten, anpassen. Hat man das einmal verstanden, wird es leichter, die KI darauf zu trimmen, die gewünschten Ergebnisse zu liefern.
2) Wird die Kombination aus KI-gestütztem Design und 3D-Druck dazu führen, dass hochwertiges Design für eine große Mehrheit zugänglich wird?
KI demokratisiert den Zugang zu Design, da nun auch Menschen mit nur begrenzten technologischen oder Modellierungskenntnissen in die Lage versetzt werden, mit geringem Zeitaufwand ausgefeilte Konzepte zu bauen und mit Rendering-Firmen zu konkurrieren, die in Industriequalität arbeiten. Ähnlich verhält es sich mit 3D-Druckwerkzeugen, die die Anfertigung komplexer Designs möglich machen. Mithilfe von 3D-KI wäre es sogar sehr gut vorstellbar, dass sich irgendwann 3D-Designs konstruieren und auch gleich drucken lassen. Darin steckt Potenzial für noch weniger entwickelte Gebiete: Sie könnten sich mit den Ressourcen ausstatten, um mit kostengünstigen Prototyping- und Konstruktionsmethoden komplexe Architektur zu schaffen. Das Ganze hat vielversprechendes Potenzial, um komplexe und ansehnliche Architektur in Entwicklungsländer zu bringen, in denen moderne Design- und Konstruktionswerkzeuge nicht zur Verfügung stehen.
3) Ist davon auszugehen, dass KI-Rendering den Menschen komplett ablösen wird? Oder ist es als Ergänzung zum Designprozess zu sehen?
KI wird das Rendering erheblich beeinflussen – entscheidend bleibt aber der Mensch am längeren Hebel. Renderer verfügen über ähnliche Fertigkeiten in visueller Ästhetik wie Fotografen. So wie die Fotografie die Malerei nicht ersetzt hat, wird auch KI-gestütztes Rendering die menschliche Kunstfertigkeit nicht verdrängen. Der Mensch wird KI-Tools einsetzen, um kreative Konzepte für bestimmte Zwecke zu entwickeln, wobei manche Vorgänge des Gestaltungsprozesses automatisiert ablaufen dürften.
4) Welche Karrieremöglichkeiten gibt es für Nicht-Architekten im Bereich „KI-Architektur“?
Die Frage nach karrierebezogenen Auswirkungen von KI ist spannend. Ich glaube, dass sich hier vielfältige Möglichkeiten auftun werden. Derzeit gibt es in der Architektur und den damit verbundenen Dienstleistungen Berufswege, für die KI keine Rolle spielt. Mit zunehmender Verbreitung von KI werden jedoch Tätigkeiten wie KI-Controller, Modell-Refiner und Programmierer entstehen. Auch das Sammeln der Daten für die Trainings-Sets wird eine gewichtige Rolle spielen, und dementsprechend werden neue Berufsfelder aufkommen. Welche Karriereoptionen es in der Architektur zukünftig geben wird, hängt von den technologischen Fortschritten und der Umstrukturierung der Branche ab – vieles ist da im Unklaren. Es wird sich zeigen, inwieweit KI menschliche Aufgaben übernehmen kann und was dann als ersetzbar gelten wird.
5) Ist es zielführend, solche Renderings Kunden zu präsentieren? Wird da nicht in einem frühen Projektstadium zu viel versprochen? Und wie sieht es mit den Auswirkungen auf die Kosten bei solchen Projekten aus?
Beim Umgang mit KI-generierten Bildern für Kunden ist tatsächlich Vorsicht geboten. In der Regel präsentieren wir ausgefeilte Konzepte und sagen dazu, dass es sich eben um Konzepte handelt. Zum Schluss werden diese Bilder durch 3D-Modelle veranschaulicht, um einen Eindruck von der Ästhetik zu vermitteln und zu zeigen, wie sie programmatischen und kontextuellen Anforderungen gerecht werden. Künstliche Intelligenz ist eine Hilfestellung, kann aber nicht alle Anforderungen zur Gänze erfüllen, außer in Programmen wie LookX. Daher ist es wichtig, Entwürfe mit echten architektonischen Lösungen zu untermauern – darunter auch 3D-Modelle und CAD-Zeichnungen. Nur so bekommt der Kunde eine Vorstellung von der praktischen Umsetzung.
6) Wird es Ihrer Einschätzung nach irgendwann möglich sein, dass Kunden für ein komplettes Entwurfspaket einschließlich Bauzeichnungen direkt KI heranziehen?
Ob Kunden irgendwann den gesamten Entwurfsprozess einschließlich Bauzeichnungen mit KI bewerkstelligen werden können, ist eine spannende Frage. Teilweise setzen Kunden schon heute KI-generierte Bilder bei Besprechungen ein, was den gestalterischen Austausch unterstützen kann. Dessen ungeachtet leisten Architekten und Designer weiterhin einen unverzichtbaren Beitrag. Die Kunden beauftragen uns wegen unserer einzigartigen Vision und Expertise. Wenn sie die Entwurfsarbeit selbst übernehmen wollen, können sie das – Mit hochwertigem Design und künstlerischem Input bieten wir jedoch einen Mehrwert. Es ist wie mit Kameras: Jeder kann einen Schnappschuss machen, trotzdem werden noch Profifotografen beauftragt, wenn die Qualität tadellos sein soll. So ähnlich verhält es sich, wenn Kunden Architekten und Designer wegen ihres Fachwissens und ihrer Fähigkeit beauftragen, hervorragende Designlösungen zu liefern.
Die Zukunft der KI in der Architektur mit Philippe Morel
1/ Wie heißt die KI-Software der Projekte, die Sie während der Sitzung vorgestellt haben?
Die KI-Software, die in den während der Sitzung präsentierten Projekten verwendet wurde, umfasst Midjourney, Stable Diffusion und Dall-E.
2/ Wie ist 3D-Druck mit künstlicher Intelligenz verbunden?
3D-Druck ist zunehmend mit künstlicher Intelligenz verbunden, durch die Schnittstellen mit Materialwissenschaft und Robotik. KI spielt eine entscheidende Rolle bei der Neudefinition beider Bereiche, was wiederum die Zukunft des 3D-Drucks beeinflusst und ihn stärker von KI-Technologien abhängig macht.
3/ Wie sehen Sie die Rolle eines Architekten in der Zukunft, unter Berücksichtigung der wachsenden Bedeutung von KI in der Architektur?
In der Zukunft werden sich Architekten wahrscheinlich stärker auf die konzeptionelle Gestaltung und innovative architektonische Ideen konzentrieren, da KI und fortschrittliche Software viele Aspekte von Bau und Design übernehmen werden. Die Hauptrolle des Architekten könnte sich darauf verlagern, neue architektonische Konzepte zu erfinden, während Maschinen sich darin auszeichnen, Bau-Lösungen und Design-Details vorzuschlagen.
4/ Was sind die einzigartigen Vorteile von KI im Design?
Die Integration von KI in der Architektur bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, darunter die Fähigkeit, schnell zahlreiche Designvariationen zu generieren und verschiedene Aspekte des Produktionsprozesses erheblich zu beeinflussen, einschließlich der Datenverwaltung und Preisgestaltungsaufgaben. KI steigert zweifellos die Produktivität im Bereich der Architektur. Eine zentrale Herausforderung besteht jedoch darin, dass die Architekten die technologischen Fortschritte effektiv zu ihrem Vorteil nutzen können.