Die Farbwahl sollte bei der Raumgestaltung nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Farben haben einen viel größeren Einfluss auf die Atmosphäre und die Menschen in einem Raum, als man auf den ersten Blick meinen würde. Hier kommt die Farbpsychologie ins Spiel.
Die Farbpsychologie oder angewandte Farbpsychologie untersucht, wie Farben bestimmte Emotionen und Verhaltensweisen hervorrufen können. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann in der Raumgestaltung umgesetzt, um die Gefühle der Bewohner oder Raumnutzer positiv zu beeinflussen. Gerade bei der Gestaltung von Arbeitsbereichen, Verkaufsräumen, Hotels und Restaurants sollte die Farbpsychologie als ein wichtiges Element im Designprozess betrachtet werden.
Grundlagen der Farbpsychologie
1/ Emotionale Wirkung von Farben
Farben werden oft mit bestimmten Emotionen in Verbindung gebracht und können unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Wir wissen wahrscheinlich alle, womit die folgenden Farben in der Regel assoziiert werden:
- Rot steht für Energie, Leidenschaft oder Dringlichkeit, kann aber auch Gefahr symbolisieren.
- Blau wird mit Ruhe, Vertrauen und Professionalität in Verbindung gebracht und findet daher häufig Verwendung im Corporate Design.
- Gelb vermittelt Wärme, Optimismus und Freude. Es eignet sich also perfekt für die Gestaltung einladender Räume.
- Grün steht für Natur, Gesundheit und Gleichgewicht und wird häufig genutzt, um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen.
- Schwarz symbolisiert oft Eleganz und Macht, während Weiß mit Reinheit und Einfachheit in Verbindung gebracht wird.
Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass die Intensität oder die Schattierung der Farbe einen Einfluss auf deren Wirkung auf unsere Gefühle und unser Verhalten haben kann.
Wie genau? Das erfahren Sie in unserem modulyss Talk mit Karen Haller, Beraterin für verhaltensbezogene Gestaltung und Autorin von The Little Book of Colour.
2/ Kulturelle Unterschiede in der Farbwahrnehmung
Bei der Gestaltung sollte außerdem berücksichtigt werden, wie bestimmte Farben in unterschiedlichen Kulturen wahrgenommen werden. Die Farbe Weiß zum Beispiel steht in westlichen Kulturen für Reinheit und wird mit Hochzeiten in Verbindung gebracht. In östlichen Kulturen dagegen ist sie ein Symbol der Trauer und kommt bei Beerdigungen zum Einsatz. Rot wiederum ist in vielen asiatischen Kulturen eine Farbe des Wohlstands und des Glücks, weshalb diese Farbe gerne bei feierlichen Anlässen verwendet wird. Im Westen wird Rot eher mit Dringlichkeit oder Gefahr assoziiert.
3/ Farbkombinationen und räumlicher Kontext
Die Wahrnehmung einer Farbe kann sich auch durch die Kombination mit anderen Farben ändern oder durch ihre Verwendung in einem bestimmten Kontext. Hier einige Beispiele:
- Warme Farbtöne wie Rot, Orange und Gelb können einen großen Raum intimer und einladender wirken lassen und in offenen Wohn- oder Büroräumen eine ansprechende Atmosphäre schaffen.
- Kühle Farbtöne wie Blau, Grün und Violett helfen dabei, kleinere Räume optisch zu öffnen und ihnen ein frisches, luftiges Flair zu verleihen.
- Neutrale Farbtöne wie Grau, Beige und gebrochenes Weiß sind zeitlose Optionen; sie bieten Flexibilität und unkomplizierte Anpassungsmöglichkeiten mithilfe von Akzenten und Texturen.
4/ Farbe und Verhalten
Farben können nicht nur einen starken Einfluss auf unsere Emotionen ausüben, sondern auch unser Verhalten prägen und verändern.
- Rot erhöht die Herzfrequenz und regt zum Handeln an, weshalb es oft in dynamischen Umgebungen wie Fitnessstudios oder Essbereichen eingesetzt wird, wo Energie und Aktivität gefördert werden sollen.
- Blau hingegen senkt den Blutdruck und wirkt beruhigend, was es ideal für Räume macht, in denen Entspannung im Vordergrund steht, wie z. B. in Wellnessbereichen oder Schlafzimmern.
Aber auch hier ist es wichtig, die richtige Farbschattierung zu verwenden. Erfahren Sie mehr darüber von Karen Haller.
Farbpsychologie in unterschiedlichen Umgebungen
Arbeitsbereiche
In Arbeitsumgebungen wirken sich Farben auf die Produktivität und die Konzentration aus:
- Blautöne fördern Ruhe und Konzentration und sind somit ideal für Büros oder Besprechungsräume.
- Grün hat eine ausgleichende Wirkung und reduziert die Augenbelastung. Es lässt sich daher hervorragend in Bereichen mit langen Arbeitszeiten einsetzen.
- Gelb kann die Kreativität und die Innovationskraft anregen – eine gute Farbe für Brainstorming-Bereiche und Kreativstudios.
- Vermeiden Sie zu viel Rot am Arbeitsplatz, da dies zu Spannungen und Überreizung führen kann.
Verkaufsräume
In Verkaufsräumen können Farben das Kundenverhalten beeinflussen und sich positiv auf die Verkaufszahlen auswirken:
- Rot und Orange erzeugen ein Gefühl von Dringlichkeit und Aufregung, weshalb sie häufig auf Werbe- und Angebotsschildern verwendet werden.
- Warme Gelbtöne vermitteln Kunden ein Gefühl des Willkommenseins und regen zum Stöbern an.
- Grün wird mit Umweltfreundlichkeit und Gesundheit assoziiert – perfekt für Bio- und Wellness-Marken.
- Kühle Farben wie Blau können in Einzelhandelsgeschäften des gehobenen Segments ein Gefühl von Vertrauen und Ruhe vermitteln und so das Einkaufserlebnis insgesamt verbessern.
Gastgewerbe
In Hotels, Restaurants und Wellnesszentren schaffen Farben das perfekte Ambiente für Entspannung und Genuss:
- Erdige Töne wie Grün- und Brauntöne sind ideal für Wellnessbereiche, denn sie fördern die Entspannung und stellen eine Verbindung zur Natur her.
- Warme, satte Farben wie intensive Rot- oder Goldtöne können in Restaurants eine intimere und besonders einladende Atmosphäre erzeugen.
- Helle Blautöne und sanfte Grautöne verleihen Hotelzimmern eine ruhige, entspannte und erholungsfördernde Ausstrahlung.
Lernumgebungen
Im Bildungsbereich können die richtigen Farben das Lernen und die Konzentration fördern:
- Helle Blau- und Grüntöne wirken beruhigend und fördern die Konzentration, sodass sie sich ideal für Klassenzimmer oder Bibliotheken eignen.
- Gelb kann bei jüngeren Schülern aufmerksamkeits- und antriebsfördernd wirken, insbesondere in Vorschulen.
- Vermeiden Sie grelle Rottöne in Lernumgebungen, da sie Angstgefühle und Unruhe auslösen können.
Anwendung der Farbpsychologie in der Raumgestaltung
Bei der Gestaltung eines Raumes nach farbpsychologischen Gesichtspunkten sollten Sie Folgendes beachten:
- Stimmen Sie die Farben auf die Funktion des Raums ab.
- Sorgen Sie für ein ausgewogenes Gesamtbild.
- Wählen Sie die Farben entsprechend der Stimmung, dem Zweck und den gewünschten Verhaltensweisen.
Dazu gehört, dass Sie Farben innerhalb der passenden Farbfamilie wählen, auf die richtige Sättigung, Proportion und Platzierung achten und den richtigen Designstil verwenden, also Formen, Texturen und Muster, die sich harmonisch in die Farbpalette einfügen.
Die besten Tipps aus der angewandten Farbpsychologie gibt Ihnen Karen Haller in unserem modulyss Talk – gleich anschauen!
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