Inklusion durch Design: Rachel Morgan-Trimmers Vision für eine neurologische Zukunft

Kürzlich referierte Rachel Morgan-Trimmer, eine hoch angesehene Rednerin, im modulyss-Showroom anlässlich der renommierten Clerkenwell Design Week. In ihrem fesselnden Vortrag ging es um Neurodiversität und darum, wie ein tieferes Verständnis für deren Problematiken unsere Designentscheidungen maßgeblich beeinflussen könnte. Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen nahm sie die Herausforderungen, die sich bei der Navigation in unbekannten Umgebungen ergeben, näher in den Blick und wies auf die dringende Notwendigkeit von Barrierefreiheit und benutzerfreundlichem Design hin.

Morgan-Trimmer berichtete anschaulich von ihren Begegnungen mit beängstigenden Hindernissen in ungewohnten Umgebungen und verdeutlichte zugleich, dass solche Hindernisse unseren Sinn für Möglichkeiten und Freude allmählich schwinden lassen können. Aus diesem Grund betont sie immer wieder die Bedeutung der Neurodiversität im Design. Sie erläuterte, dass Neurodiversität ein Überbegriff ist, der vielfältige Erscheinungsbilder wie Legasthenie, Dyspraxie, Dyskalkulie, ADHS und Autismus umfasst. Dieses Konzept dient als wichtiger Hinweis auf das breite Spektrum an kognitiven Fähigkeiten, die bei der Gestaltung von Räumen berücksichtigt werden sollten.

Aus der Sicht eines Designers unterstrich sie die Notwendigkeit, auf diese kognitiven Unterschiede einzugehen, damit Inklusion möglich wird. Für Legastheniker, die oft in großen Zusammenhängen denken und beschriftete Hinweisschilder übersehen könnten, empfahl sie, große Textflächen, undeutliche Schriftarten und strenges Schwarz-Weiß-Design zu vermeiden. Stattdessen kann die Einbeziehung visueller Elemente wie Symbole, Formen, Bilder, Geschichten, Muster und Extrapolation das Ziel unterstützen, dass Umgebungen für alle, nicht nur für Legastheniker, leichter begreifbar und damit navigierbar sind.

Im Hinblick auf Menschen mit Dyspraxie, die oft Probleme mit physischer Koordination und dem räumlichen Vorstellungsvermögen haben, rief sie zur Schaffung von barrierefreien Umgebungen auf, die für die Betroffenen leichter zu handhaben sind. Statt herkömmlicher Bürostühle, Tür- und Keypad-Systeme können beispielsweise breitere, offensichtliche Türen sowie Schritt-für-Schritt-Anleitungen von großem Vorteil sein.

Morgan-Trimmer gab praktische Ratschläge für die Umsetzung von inklusivem Design und betonte, dass es wichtig sei, den Input der Nutzerinnen und Nutzer einzuholen, Inklusion von Anfang an in das Design zu integrieren und strategisch Elemente hinzuzufügen oder zu entfernen, um die Barrierefreiheit zu verbessern. Zudem forderte sie Designer auf, sich an bewährten Vorbildern wie dem Plan der Londoner U-Bahn oder an beliebten Videospielen zu orientieren, um intuitive, navigierbare Räume zu schaffen.

Sie ging unter anderem auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Dyskalkulie ein, die häufig Probleme mit Kopfrechnen und der Interpretation von Tabellen bzw. Tabellenkalkulation haben. Hier kann der Einsatz von Hilfsmitteln wie Taschenrechnern und das Bereitstellen von Kontextinformationen zu den Zahlen dazu beitragen, das Verständnis zu verbessern.

Für Menschen mit ADHS und solche aus dem Autismus-Spektrum schlug Morgan-Trimmer vor, visuelle Hinweise wie Sonnenlicht zu verwenden, Objekte sichtbar zu halten und für eine abwechslungsreiche Umgebung zu sorgen, die eine Aufrechterhaltung des geistigen Engagements fördert. Personen des Autismus-Spektrums bevorzugen in der Regel eine natürliche und organische Umgebung, die ihrem inneren Ordnungssinn entspricht, und sie scheuen unnötige soziale Interaktionen.

Rückblickend betrachtet, hat Rachel Morgan-Trimmers faszinierende Darstellung zum Thema Schaffung von neurodivers-inklusiven Räumen einen Weg zur Gestaltung von Räumen aufgezeigt, die im Wesentlichen eine Huldigung an die kognitive Vielfalt der Menschheit sind. Diese richtungsweisende Veranschaulichung diente für Designpraktiker und -enthusiasten gleichermaßen als eindringliche Erinnerung daran, dass wir durch die Gestaltung von Räumen, die neurodiverse Menschen besser mit einbeziehen, Umgebungen schaffen können, die für alle bereichernd sind.

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Rachel Morgan-Trimmer
Ruben De Reu - Product & Marketing Director

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