Akustik - Q&A

Akustik im Objektbereich – mit Remy Wenmaekers

1/ Wie lassen sich Geräuschregulierung und Materialbeständigkeit in Umgebungen mit hoher Frequentierung und Aktivität miteinander in Einklang bringen? 

Ich glaube, die Frage bezieht sich auf die Schalldämmung zwischen Räumen. Für den „Warehouse“-Bereich unseres Kulturzentrums haben wir z. B. ein Schalungssystem aus Beton verwendet. Beton ist zwar nicht besonders nachhaltig, aber das System ist aus einzelnen Platten aufgebaut, die demontiert und wiederverwendet werden können. 

Was ich vergessen hatte zu erwähnen, ist, dass das Auditorium tatsächlich eine Holzkonstruktion hat. Hinter den schallabsorbierenden Paneelen verbirgt sich ein CLT-Box-System. Schade, dass man es nicht sieht, denn es ist ein tolles nachhaltiges Element. 

Was die Zellstoffverkleidung an der Decke betrifft, denke ich, dass sie neu produziert wurde und nicht aus Recyclingmaterial besteht – wahrscheinlich, weil sich recycelter Zellstoff schwerer gleichmäßig einfärben lässt. Die schallabsorbierenden Blöcke hinter den Stoffpaneelen hingegen bestehen aus recyceltem Papier, was großartig ist. Noch spannender ist aber der Stoff selbst – er wird aus recycelten Militäruniformen hergestellt, die sich leicht wiederverwerten lassen, weil Farbe und Material standardisiert sind. 

2/ Zum „Milchfabrik“-Projekt: Hier wurden schallisolierte Bürokabinen verwendet, um die Geräuschbelastung während der Arbeit zu reduzieren. Wie stehen Sie zu Großraumbüros (Bürolandschaften)?

Großraumbüros sind akustisch eine Herausforderung – man möchte gut miteinander kommunizieren können, aber die Hintergrundgeräusche können sehr störend sein. In der „Milchfabrik“ wurden Bürokabinen verwendet, um Zonen innerhalb des Raumes zu schaffen, die sowohl Offenheit als auch akustische Abschirmung bieten. Dieser Ansatz der Zonierung hilft, den Geräuschpegel effektiv zu steuern. 

Man muss allerdings sagen, dass es sich hier um ein recht hochwertiges Arbeitsumfeld handelt – vergleichbare Lösungen sind sicher nicht immer ohne Weiteres realisierbar. 

3/ Wir betrachten Baumaterialien oft entweder als Schallabsorber oder als Schallisolatoren. Könnte ein vollständig organisches Material wie Sand diesen Zweck erfüllen? 

Die größte Herausforderung besteht darin, Schallabsorption und Schalldämmung in einem einzigen Material zu vereinen – was in der Regel schwierig ist. Schallabsorbierende Materialien sind in der Regel porös, sodass der Schall sie durchdringen kann, was sie zu schlechten Dämmstoffen macht. Dämmstoffe hingegen blockieren den Schall, absorbieren ihn aber nicht gut. 

Sand mag aufgrund seiner feinen Kornstruktur porös erscheinen, aber seine akustischen Eigenschaften hängen davon ab, wie er verwendet wird. Der Schallabsorptionsgrad von losem Sand wurde noch nicht umfassend untersucht, zumindest nicht von mir. Um ihn strukturell zu verwenden, zum Beispiel in Wänden, müsste man ihn entweder zu Platten binden oder Hohlräume damit füllen, was eigentlich eine sehr alte Technik ist. 

4/ Welche innovativen Strategien gibt es für die Geräuschregulierung in atriumähnlichen Räumen, in denen traditionelle akustische Maßnahmen unter Umständen nicht umsetzbar sind? 

Zunächst ist es wichtig zu definieren, was man unter „traditionell“ versteht. In großen Räumen wie Atrien ist in der Regel ein gewisses Maß an Schallabsorption erforderlich – das lässt sich nicht ganz vermeiden. Der Kontext ist jedoch wichtig. 

Wenn das Atrium hauptsächlich ein Durchgangsbereich ist, in dem nur wenige Menschen unterwegs sind oder sich unterhalten, muss der Nachhall nicht unbedingt ein Problem darstellen. Probleme treten in der Regel dann auf, wenn sich viele Menschen in einem solchen Raum aufhalten, z. B. in einem Restaurant mit 300 Personen. In diesem Fall wird der Nachhall störend. 

Eine mögliche Strategie besteht darin, die akustischen Maßnahmen auf die Funktion des Raums abzustimmen. Anstatt zu versuchen, den Schall vollständig zu dämpfen, sollten Sie in Erwägung ziehen, in Bereichen mit geringer Frequentierung einen gewissen natürlichen Nachhall zuzulassen und gezielte Maßnahmen nur dort anzuwenden, wo es nötig ist, zum Beispiel in Form von Absorberplatten, Hängeelementen oder auch integrierten Möbellösungen. Auf Flexibilität und funktionsorientiertes Design zu setzen, ist möglicherweise innovativer, als überall Standardmaßnahmen einzusetzen.

Image
Showroom Detailshot LVT Collection Ubran 912 and Carpet Tile Collection Litho 010

Akustik in Gastgewerbe-Räumlichkeiten mit Daniel

1/ Was sind die auffallendsten Unterschiede zwischen Akustiklösungen für High-End-Luxushotels und solchen für preisgünstigere Angebote des Gastgewerbes? 

Die wesentlichen Bedürfnisse in puncto Akustik sind recht ähnlich – wir alle suchen Komfort und Ruhe. Der große Unterschied liegt im Budget. Für Räumlichkeiten im unteren Preissegment werden oft billigere, härtere Materialien verwendet und Bodenbelagslösungen ausgelassen, wodurch noch mehr akustische Probleme entstehen können. Für Luxushotels stehen in der Regel mehr Ressourcen zur Verfügung, sodass in mehrschichtige Lösungen investiert werden kann. Doch mithilfe von cleverem Design können wir auch budgetfreundliche akustikverbessernde Optionen für weniger exklusive Räumlichkeiten anbieten. 

2/ Gibt es im Akustikdesign neue Trends, die künftig für Bereiche in Hotellerie und Gastronomie bedeutsam sein werden? 

Allgemein zeichnet sich hier eine Tendenz hin zu einer weicheren, natürlicheren Ästhetik ab – Pastelltöne und organische Materialien werden immer beliebter. In der Akustik sind Lamellensysteme, sogenannte Baffles, auf dem Vormarsch, vor allem in Restaurants, wo sie Raumgestaltern die Möglichkeit geben, kreativ vorzugehen und gleichzeitig die Klangqualität zu verbessern. Zudem wächst das Interesse an nachhaltigen Materialien wie Baumwoll-Linters und Myzel für Akustikpaneele. Diese Innovationen bieten ein großes Potenzial, doch im Gastgewerbe steht auf jeden Fall immer auch der Brandschutz im Fokus. Die Einhaltung dieser Vorschriften muss gewährleistet sein. 

3/ Wie sieht es mit Langlebigkeit und Pflegeanforderungen Ihrer Akustiklösungen aus? 

Unsere Akustikprodukte werden aus recycelten PET-Flaschen hergestellt und haben eine extrem lange Lebensdauer. Sie sind ausgesprochen pflegeleicht. Auf hellen Paneelen können im Laufe der Zeit Staub oder Flecken sichtbar werden, vor allem in der Nähe der Filter von Klimaanlagen, aber normalerweise reicht kurzes Staubsaugen alle paar Monate aus. Mit Wasserstoffperoxid lassen sich selbst hartnäckige Flecken wie Kaffee oder Rotwein entfernen: einfach auftragen, 24 Stunden einwirken lassen, und der Fleck verschwindet. 

4/ Welchen Rat würden Sie Raumgestaltern in Hotellerie und Gastronomie geben, die bei ihren Projekten sowohl den akustischen Komfort als auch die Optik verbessern wollen? 

Denken Sie schon zu Beginn des Entwurfsprozesses an die Akustik und stellen Sie sicher, dass sie von Anfang an ins Budget einbezogen wird. Man kann diesen Aspekt nicht in letzter Minute anhängen. Wir unterstützen Designschaffende mit maßgeschneiderter Beratung, für umfangreiche genauso wie für knapp bemessene Budgets. So bieten wir beispielsweise verschiedene Stärken (12 mm oder 24 mm) mit unterschiedlichen Leistungs- und Preisvarianten an. Aber denken Sie daran: Mit der Akustik ist es wie mit der Dachisolierung – halbe Sachen sind sinnlos. Teillösungen führen häufig zu enttäuschenden Ergebnissen. Wie beim Bodenbelag muss auch hier der gesamte Raum einbezogen werden, damit der Zweck erfüllt wird.

Image
Detail Shot Restaurant LVT Collection Noble

Akustik in Büroumgebungen mit Kyriakos Papanagiotou

1/ Welche neuen Trends gibt es in der Büroakustik, die Architektur- und Designschaffende kennen sollten? 

Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir moderne Technologie mit konventionellen Materialien wie Bodenbelägen, Teppichböden oder Gipsplatten verbinden werden. Die Gestaltung einer immersiven akustischen Umgebung durch Soundscaping wird für angenehmere Büroumgebungen sorgen: Es wird Wohlfühlzonen geben und Bereiche für Produktivität bzw. die Möglichkeit, durch die Auswahl spezifischer Sound-Umgebungen unterschiedliche Arbeitsmodi zu induzieren. Meines Erachtens wird also neben einer unter architektonischen Aspekten bestgeeigneten Raumgestaltung die Technologie eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Raumakustik spielen.

2/ Welche Art von Fehlern können Unternehmen bei ihren Bemühungen um eine bessere Akustik unterlaufen? 

Das ist eine interessante Frage, denn es gibt allerlei ungeeignete Ansätze. Wir haben einen Fall erlebt, bei dem Teppichboden mit in der Wand verbaut wurde, zwischen zwei Gipskartonplatten, weil der Bauunternehmer der Meinung war, man könne dadurch die Akustik der Zwischenwand verbessern. Wir haben gesehen, wie elastische Materialien zur Trittschalldämmung in Wänden verbaut wurden, was natürlich keinen Nutzen bringt … Und ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen. 

Es ist schon erstaunlich, wie unsachgemäß Materialien zum Einsatz gebracht werden können. Aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Sie all diese Fehler vermeiden und sich die Kosten für deren Behebung sparen können, wenn Sie von Anfang an einen Akustikexperten hinzuziehen. 

3/ Verwenden Sie bei Ihrer Arbeit KI, wenn Sie Büros entwerfen? Wenn ja, wie setzen Sie sie ein? 

Die KI hat natürlich einen sensationellen Start hingelegt. Dennoch sehen wir sie eher als ein Instrument, mit dem sich Prozesse beschleunigen lassen, und nicht als Ersatz. Sie kann beispielsweise die Datenanalyse und die akustische Modellierung von Räumen beschleunigen. Sie kann bei der Auralisation von Räumen helfen, d. h. bei der Erstellung eines Softwaremodells zur Hörbarmachung eines Raums. Dieses Verfahren wenden auch wir bei unserer Arbeit an: Wir können simulieren, wie sich ein Raum anhören wird, der noch gar nicht gebaut wurde. Ich glaube jedoch nicht, dass die künstliche Intelligenz die Erfahrung eines Akustikberaters ersetzen kann – wie eine magische Blackbox, die man als Architekt mit technischen Zeichnungen füttert und die einem dann sagt, wie man zum Beispiel eine Flankenschallübertragung vermeiden kann. 

Das ist in der Praxis nur schwer umsetzbar. Die KI dient bereits heute als ein Beschleuniger und wird künftig in dieser Hinsicht noch stärker zum Einsatz kommen. Ab einem gewissen Punkt wird jedoch immer das menschliche Zutun erforderlich sein.

Image
Detail Shot Coffee Bar Broadloom and Carpet Tile Collection Millennium Nxtgen